Liebes Tagebuch,
fast täglich kommt mich eine nette Mitarbeiterin von Brief und Mehr besuchen, um mir die Post zu bringen. Am ersten Tag schaute sie verstohlen in unsere Süßigkeitenschale, die vorne auf unserer Theke steht, und fragte, ob sie sich wohl ein Bonbon nehmen dürfte. Ich antwortete: „Ja gerne, Sie dürfen sich auch zwei nehmen, eins für jetzt und eins für unterwegs.“ Ich versuche auch immer darauf zu achten, dass die Schale mit allerhand Leckereien gefüllt ist, weil nicht nur sie gerne nascht sondern auch alle anderen Brief- und Paketboten, sowie auch Patienten und deren Angehörige, die uns besuchen kommen. Natürlich naschen meine Mitarbeiter und ich auch gerne. Von daher ist die Schale zumeist schnell leer. Letzte Tage wollte die nette Dame von Brief und Mehr zu mir wieder ins Büro. Aber sie kam gar nicht so weit. Denn Jenny wollte aus Freundlichkeit ihr die Briefe vor unserer Tür abnehmen, damit die Dame sich den Weg spart. Ich sah dies und rief sofort: „Nein, nein, nein, Jenny, unsere Briefträgerin muss bis zur Theke laufen, sonst kann sie keine Bonbons naschen.“ Die Briefträgerin sagte: „Genau.“, nahm Jenny die Briefe wieder aus der Hand, kam bis zur Theke, legte die Post ab und nahm sich zwei Schokobonbons und sagte: „Eins für jetzt und eins für später.“, lachte und ging hinaus.
So kleine, freundliche Begegnungen im Leben ist doch das, was mir sehr viel Freude bereitet und unsere kleine Welt um uns herum ein bisschen glücklicher macht, wo doch gerade die große Welt so traurig und voller Gewalt ist.
Deine Stephanie Fricke