6. September 2022

Liebes Tagebuch,

heute muss ich Dir leider etwas Trauriges mitteilen:
Die Welt dreht sich, die Welt verändert sich und auch wir. Und von daher werde ich meine Gedanken, meine Gefühle, unsere Erlebnisse im Pflegealltag mit meinen KollegInnen bei Instagram und Facebook weiterhin mitteilen.

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Vielleicht kommst Du mich mal dort besuchen.

Deine Stephanie Fricke

19. August 2022

Liebes Tagebuch,

bis vor ein paar Tagen hatte ich eine Patientin in der Versorgung, die eigentlich gar nicht in Senden wohnt. Da sie hier aber eine Woche Urlaub machte, benötigte sie von uns Unterstützung beim An- und Ausziehen der Kompressionsstrümpfe. Ich schaute mir das am ersten Tag an und am zweiten und dachte mir so: „Eigentlich sind diese Strümpfe zu weit für Sie.“ In der Kniekehle musste ich sie immer gut nach oben ziehen, weil die Dame sagte, die Strümpfe fangen an zu rutschen und dann kneifen sie. Ich fragte daraufhin, wie alt denn die Strümpfe wohl wären. Die Antwort war: „Das sind die vorletzten.“ Und die Dame hatte ein leichtes Lächeln im Gesicht. Daraus konnte ich direkt schließen, dass sie wusste, worauf hinaus das Gespräch laufen würde. Denn tatsächlich waren ihre Strümpfe schon über ein Jahr alt, die neueren waren ihr zu stramm und auch ihre Beine waren schon jahrelang nicht mehr vermessen worden. Ich habe die Dame deutlich dazu beraten, nur die Strümpfe zu tragen und die dürfen auch nicht älter als 6 Monate sein. Und sie solle sich auch meiner Meinung nach mindestens einmal jährlich die Füße und Beine vermessen lassen, denn der ganze Strumpf saß überhaupt nicht mehr. Daraufhin wurde ihr Lächeln noch breiter und sie fragte mich, ob ich das Gespräch nicht vergessen könnte. Ich sagte ihr, dass ich das natürlich dokumentiere, aber dass ich dann das Gespräch vergesse, da sie ja in drei Tagen wieder nach Hause fahren wird.

Manchmal muss man einfach alle fünfe gerade sein lassen. Aber vielleicht überlegt die Dame sich das ja doch noch einmal. Ich bin auf nächstes Jahr gespannt, wenn sie vielleicht wieder Urlaub in Senden macht.

Deine Stephanie Fricke

12. August 2022

Liebes Tagebuch,

wie Du weißt, liebe ich ja die Interaktion mit meinen Mitmenschen. Letzte Tage erzählt mir eine Patientin, dass sie in der Tagespflege gebastelt haben. Und dass sie das früher überhaupt nicht gerne getan hat, weder als Kind noch als erwachsene Frau. Mittlerweile hat sie es aber für sich entdeckt und freut sich darauf, wenn wieder in der Tagespflege gebastelt wird. Ich fragte sie daraufhin, wie alt sie denn wäre. Sie schaute mich darauf mit einem schrägen Blick an. Und ich sagte: „Ja, ja, ich weiß, Sie sind schon über 90. Und da passt das Sprichwort `Man wird so alt wie ein Haus und lernt immer noch nicht aus.“ Duraufhin erklärte sie: „Es gibt aber noch `Man wird so alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu`. “ Ich lachte und sagte ihr: „Ja, das kenne ich wohl. Ich wollte Sie aber nicht als Kuh bezeichnen.“ Auch sie musste daraufhin herzlich lachen.

Aber das Schönste daran war, das die Kommunikation mit ihr überhaupt möglich war. Denn sie ist schon recht schwerhörig. Aber an guten Tagen, die leider in diesem Alter sehr selten sind, klappt das mit dem Hören dann manchmal etwas besser.

Deine Stephanie Fricke

5. August 2022

Liebes Tagebuch,

letzte Tage kam Claudia vom Dienst ins Büro und hatte schon ihre private Kleidung an. Ich fragte: „Ist was passiert?“ Weil sie ja von ihrer Frühpflege kam. „Ja“, sagte sie, „Herr S. hat sich geduscht und mich gleich mit. Ich war komplett nass bis in die Schuhe hinein. Und deshalb bin ich direkt nach Hause gefahren und habe mich umgezogen.“ Mit einem verschmitzten Lächeln antwortete ich ihr: „Ich finde es prima, wenn die Patienten ihre Pflegekräfte mit in die Pflege einbeziehen.“ 🙂

Deine Stephanie Fricke

29. Juli 2022

Liebes Tagebuch,

ich bin ein Mensch mit einem hohen Pflichtbewusstsein und tue mich manchmal schwer, bestimmte Dinge nicht zu tun, denke aber ich müsste sie tun. Vor einiger Zeit fragte uns eine pflegebedürftige Frau, ob wir am Samstag Abend nicht später kommen könnten, da sie zur Hochzeit ihrer Enkeltochter möchte. Spontan wollte ich schon sagen, ja klar, weil es natürlich sehr schön ist, wenn sie an der Feier teilnehmen kann. Dann dachte ich aber, nee, meinem Personal ist es nicht zuzumuten, sich noch eine Stunde oder anderthalb irgendwo hinzustellen und darauf zu warten, dass die Dame nach Hause kommt, damit wir ihr ins Bett helfen. Und am nächsten Tag klingelt der Wecker für uns wieder um fünf Uhr früh, weil die Frühschicht ruft. Auch ihre Angehörigen wollten das nicht übernehmen.
Die heutige Jugend sieht das heute oft ganz entspannt und sagt: „Nö, mach ich nicht. Dafür bin ich nicht verantwortlich. Wir wollen ja auch feiern.“ Mein Gewissen meldet sich dann und ich bekomme ein schlechtes Gefühl, dieser Dame das abzusagen. Aber das habe ich von der Jugend gelernt: Ich bin da wirklich nicht für verantwortlich. Die Dame hat in den letzten Jahrzehnten Raubbau an ihrem Körper betrieben, sich falsch ernährt und ist somit massiv übergewichtig geworden. Hat keinen Sport getrieben, keine Reha-Maßnahme gemacht und ist somit auf Dauer in eine Pflegebedürftigkeit abgerutscht. Das Ergebnis war dann, dass sie unter anderem halt nicht auf diese Hochzeit konnte. Ich bin fest davon überzeugt, wenn sie schon vor 20 Jahren gesagt hätte: „Ich muss was tun für meinen Körper.“, dann wäre sie heute nicht da, wo sie ist. So wie die Dame, von der ich Dir vor ein paar Tagen berichtet habe, die dabei ist ihr Leben zu ändern und wieder deutlich an Lebensqualität zu gewinnen.

Also Leute, hoch von der Couch, bewegt Euch. Versucht Euer Gewicht zu reduzieren, ernährt Euch gesund und erhaltet Eure Gesundheit.

Deine Stephanie Fricke

P.S. Wir Mädels gehen jetzt eine Stunde stramm schwimmen.