Liebes Tagebuch,
heute erzähle ich Dir eine kleine Geschichte aus dem Arbeitsalltag meiner Kollegin Nicole. Seit einigen Jahren betreuen wir eine Dame, die oftmals nicht so gut zurecht war. Kleine körperliche Beschwerden, psychisch doch recht niedergeschlagen, einfach so insgesamt nicht gut zurecht. Dann hatte sie sich jedoch dazu entschieden, dass sie ihr Leben verändern muss, ist ins barrierefreie Wohnen gezogen und besucht seitdem auch regelmäßig die Tagespflege. Sofort merkte sie, dass sie sich doch wohler fühlt und hat sich dann auch überlegt, dass es doch allerhöchste Zeit wird, etwas abzunehmen. Setzte das auch in die Tat um und hat sogar schon ein paar Kilos verloren. Als sie mit ihrem Abnehmprogramm anfing, sagte sie zu Nicole, sie möchte sich dann selber belohnen und wenn sie ein paar Kilos abgenommen hat, möchte sie gerne mal wieder schwimmen gehen. Das hat sie schon gut zwei Jahrzehnte nicht mehr getan. Jetzt war es soweit. Die beiden hatten sich verabredet und es ging los ins Schwimmbad. Erst wollte sie zwar das ganze wieder absagen, weil sie doch nicht so sicher war ob das gut ist. Sie wiegt ja doch noch so viel und hatte einige weitere Ausflüchte, warum sie doch nicht zum Schwimmen wollte. Nicole ließ keine Ausrede zu, blieb hart und somit ging es ab ins Wasser. Und das Ergebnis: Nicole hatte Mühe, die Frau wieder aus dem Wasser zu kriegen, weil es für sie doch so wunderschön war. Sie schwamm ihre Bahnen hin und her und wollte gar nicht mehr raus. Für uns ist mal richtig schön zu erfahren, dass ein Mensch seinen Tiefpunkt überwinden kann auch wenn man schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Und wir sind doch wirklich alle für uns selbst verantwortlich und können viel für unsere Gesundheit tun. Der Dame geht es seitdem viel besser und sie blüht wieder richtig auf.
Archiv der Kategorie: Tagebuch
8. Juli 2022
Liebes Tagebuch,
wenn alte Freundinnen sich wieder melden…
Letztes Wochenende rief auf unserem Pflegenotrufhandy eine alte Freundin von mir aus der Jugend an. Sie hatte mich gesucht und über den Pflegedienst die Nummer herausgefunden. Und somit haben wir uns direkt für Dienstag Abend verabredet und sind in Dülmen lecker Eis essen gewesen. Das hat mich natürlich sehr überrascht, denn nach über 22 Jahren hatte ich nicht damit gerechnet. Aber, wie Du ja weißt, liebes Tagebuch, liebe ich die Interaktionen mit Freunden und besonders mit guten, alten Freunden. Es war ein sehr, sehr schöner Abend und ich hoffe, dass dieser Kontakt nicht wieder abbrechen wird.
Deine Stephanie Fricke
1. Juli 2022
Liebes Tagebuch,
ich liebe die Interaktionen mit anderen Menschen. Ob es nun Familie, Freunde, Bekannte oder Nachbarn sind oder auch gänzlich fremde Menschen, ich quatsche alle an. Meine Tochter sagt immer. „Mama, Du bist peinlich.“ Aber ich finde mich eigentlich ganz gut so wie ich bin und ein bisschen Selbstbewusstsein schadet ja nie. Letzte Tage erzählte mir mein Kollege Kevin, dass es doch schön ist, dass er und seine Frau in so einer Clique sind und alle sich gut verstehen. Oftmals kommen sie auch zu ihm nach Hause zu Besuch. Er erzählte weiter, am Tag vorher rief ein Kumpel an und fragte: „Ey, haste ein Bier? Ich komm rum.“ Kurze Zeit später rief sein Bruder an, der auch zur Clique gehört, und meinte zu ihm: „Ey, haste Zeit? Lass uns noch ein bisschen an Deinem Motorrad rumbasteln.“ Mit dem, dass er gerade aufgelegt hatte, rief der dritte an und wollte auch vorbei kommen. Aber es kamen dann nicht nur die „Jungs“, zum Teil kamen die Frauen auch mit, hatten Würstchen und Salat dabei und es wurde somit eine gemütliche Feierabend-Grill-Runde. Mit dem stellte Kevin wieder einmal fest, dass ihm die Kontakte zu Freunden ganz wichtig sind. Ich konnte ihm das nur bestätigen. Weil, das ist das, was mir auch sehr wichtig ist. Ich prüddel gerne mal zu Hause so alleine vor mich hin, aber die Interaktionen mit anderen Menschen möchte ich nicht missen. Manchmal stelle ich jedoch dabei fest, dass ich dann doch schon über 50 bin und erschrecke mich darüber. So geschehen in der Familien-Umkleide im Schwimmbad. Ein Pärchen, Mitte 20, unterhielt sich darüber, dass Bekannte von ihnen nach Dänemark fahren in den Urlaub. Und der Mann äußerte: „Was willst Du denn da machen, da ist doch nichts los. Da würde ich nie hinfahren wollen.“ Unweigerlich bekam ich das Gespräch mit und äußerte sofort mit einem Grinsen: „Ey, wir fahren auch nach Dänemark.“ Und somit ergab sich ein nettes Pläuschchen mit zwei fremden Menschen, die halb so alt waren wie ich. Aber ich musste ihm Recht geben, mit Mitte 20 fand ich auch andere Orte interessanter als Dänemark. Heute liebe ich im Urlaub die Ruhe und die Weite, vor allen Dingen das Hygge.
Deine Stephanie Fricke
24. Juni 2022
Liebes Tagebuch,
seit einiger Zeit pflege ich eine ältere Dame. Und ich bin sie so am pflegen, waschen und abtrocknen, da spricht sie mich an und sagt zu mir: „Schätzelein!“ Daraufhin musste ich lachen und fragte: „Schätzelein?“ Sie entschuldigte sich sofort dafür. Und ich erwiderte: „Nein, nein, nein. Ich finde das sehr süß, wenn Sie das zu mir sagen.“ Vor allem erklärte ich ihr: „Weil wir uns im Büro oft gegenseitig auch so ansprechen, finde ich das sehr nett. Im Allgemeinen finde ich es auch sehr schön, wenn die Menschen einen freundlichen Umgang miteinander pflegen.“
Letzte Tage fuhr ich Richtung Venner Moor mit dem Fahrrad am Kanal entlang. Da kam mir eine Radfahrgruppe entgegen, wobei mit der Führer mich dann ansprach, ich sehe aus wie eine Münsterländerin. Sie würden gerne irgendwo einkehren, ob sie dazu eine Chance hätten. Das nächstgelegene war Hof Grothues und somit erklärte ich ihnen den Weg dorthin. Ich beschrieb ihm dann: „Dort bekommen Sie Erdbeerkuchen für die Damen, ne Bratwurst für die Herren und natürlich ein kühles Blondes.“ Daraufhin bekam ich die Antwort: „Ich könnte Sie küssen.“ Ich sagte ihm dann, das könnten wir später erledigen und lachte. Als ich dann diese Gruppe noch bei Grothues-Potthoff sah und sie gerade eine neue Runde Blondes an den Tisch bekamen, erinnerte ich mich an die nette Begegnung und dachte, wie herrlich einfach und nett doch das Leben sein kann.
Deine Stephanie Fricke
17. Juni 2022
Liebes Tagebuch,
eine schöne Geschichte aus meinem Alltag. Letzte Tage parke ich nach meiner Pflegetour am Büro und steige aus. Mit dem kommt eine Frau vorbei und spricht mich an und fragt: „Na, erste Pflegetour schon rum?“ Ich sagte: „Ja.“ Daraufhin sagte sie: „Vielen Dank für Ihre Pflege.“ Und ging weiter. Wir pflegen diese Frau nicht und sie ist mir auch nicht als Angehörige bekannt. Sie wollte sich wahrscheinlich einfach nur mal bedanken, weil unser Beruf nicht immer der leichteste ist. Diese kleine Geste hat mir einen schönen Tag bereitet und ich denke gerne daran zurück.
Deine Stephanie Fricke